
In diesem Artikel erklären wir kurz und knapp, was es mit rituellem Kakao und Kakaozeremonien auf sich hat. Wenn du etwas tiefer in die Materie einsteigen möchtest empfehlen wir unseren nächsten Artikel.
➤ Wie veranstalte ich eine Kakaozeremonie? Kurzer Leitfaden für zeremonielles Kakaotrinken
Was ist zeremonieller Kakao?
Ganz einfach gesagt ist zeremonieller Kakao, oder auch ritueller Kakao, ist purer Kakao, welcher für Kakaozeremonien verwendet wird. Für solche Rituale, welche in der Gruppe oder auch allein gemacht werden, wird meist eine 100%-ige Schokolade (d.h. ohne Zucker) verwendet, welche nur wenig verarbeitet und erhitzt wurde. Dadurch sollen so viele natürliche Inhaltsstoffe der rohen Kakaobohnen wie möglich erhalten bleiben. Zeremonieller Kakao ist Edelkakao, also jene Kakaosorten, welche abseits von Massenkakao für Geschmack und Inhaltsstoffe angebaut oder auch wild geerntet werden. Edelkakao enthält zudem meist größere Anteile an psychoaktiven Substanzen als Kakao aus Massenhaltung – auch wenn diese nur in geringen Mengen in Kakao enthalten sind.
Was ist eine Kakaozeremonie?

Bei Kakaozeremonien wird der Kakao zu einem Getränk verarbeitet, welches basierend auf Wasser oder Milch-Alternativen mit Gewürzen und natürlicher Süße zubereitet wird. Das Getränk bildet den Mittelpunkt einer Meditation und wird als kraftvolles Elixier bewusst genossen. Bei vielen stellt sich bei solchen Meditationen nach dem Trinken ein wohliges Glücksgefühl ein, je nachdem mit welchem Vorhaben man in solch eine Zeremonie geht. Es gibt Meditationen für innere Ausgeglichenheit, Selbstreflexion, Verbindung zur Natur, Entspannung und mehr. Je nach Vorhaben können die Zutaten für das Kakaogetränk angepasst werden, von Gewürzen bis zu Heilpflanzen und Heilpilzen. Die Praxis stammt aus dem Schamanismus und war bei den antiken mesoamerikanischen Völkern ein zentraler Bestandteil der Kakaokultur. Jedoch sind Kakaozeremonien heutzutage zum Großteil moderne Meditationen, welche sich lediglich grob an den antiken Ritualen orientieren.
Die Geheimzutat für diese Rituale ist, bei kritischer Betrachtung, oft nicht die spezielle Schokolade, sondern die Achtsamkeit und bewusste Intention, mit welcher die Zeremonie und die Meditation durchgeführt wird. Das Getränk hilft dabei den eigenen Geist zu konzentrieren und Intentionen auf etwas Greifbares zu übertragen. Kakao enthält jedoch auch aktive Inhaltsstoffe, wie Theobromin, Koffein und eine Vielzahl an weiteren psychoaktiven Substanzen, wenn auch nur in geringen Mengen. Da diese Stoffe in Edelkakaosorten oft wesentlich höher konzentriert sind, als in Massenkakao, kann die Gesamtheit der aktiven Stoffe bei hoher Kakaodosierung und meditativer Achtsamkeit den Körper und Geist merklich beeinflussen.
Die Meditation wird in vielen Zeremonien begleitet von meditativer Musik, Gesang oder Sprechchören, Yoga, Gebeten, zeremoniellen Instrumenten und natürlich einem der Zeremonie entsprechendem Umfeld. Eine gemütliche Atmosphäre mit Räucherwerk, Kerzen und angenehmer Beleuchtung sorgen für ein entspanntes Umfeld.
Was macht den zeremoniellen Kakao besonders?

Der Kakao, welcher speziell für diese Zeremonien verwendet wird präsentiert sich meist als ein Stück nicht getemperte und nicht konchierte Schokolade mit geringer Röstung. Wie bei allen Schokoladen, werden hierfür die Kakaobohnen fermentiert, getrocknet, geröstet und die aufgebrochenen Bohnen zu einer groben Paste verarbeitet – und zwar ohne Zucker.
Während konventionelle Schokolade auch bei der Handwerksherstellung noch konchiert und getempert wird, gibt es in der industriellen Herstellung noch etliche Verarbeitungsschritte, bei welchen zudem Chemikalien zum Einsatz kommen – mehrheitlich Laugen und Säuren. Für zeremoniellen Kakao werden die nötigen Schritte selbstverständlich auch Handarbeit und nicht industriell bewerkstelligt.
Der Respekt vor der medizinischen Pflanze und dem Rohstoff Kakao stehen bei zeremoniellem Kakao im Vordergrund. Dazu gehört natürlich nicht nur die Pflanze selbst, sondern auch das Ökosystem, in welchem sie gedeiht, sowie die Wertschätzung der Arbeit, welche hinter dem Anbau steht. So entsteht der Kakao meist wild oder in Agroforstsystemen und wird mehr als fair bezahlt. Viele Anbieter zeremonieller Schokolade haben eine direkte Verbindung zu den Gemeinschaften der Anbauer*innen des Kakaos.
Obwohl zeremonieller Kakao keine geregelte Bezeichnung ist, und auch nicht zu sein braucht, hat dieser Kakao die 4 folgende Kerneigenschaften.
1. Nachhaltiger Anbau
Anstatt wie bei kommerzieller Massenschokolade Ausbeutung und Umweltschäden, wie etwa Habitatszerstörung, voranzutreiben stammt zeremonieller Kakao, wie die meisten Edelkakaos aus nachhaltigem Anbau im Agroforstsystem oder wird zum Teil sogar einfach wild geerntet. Im Agroforstsystem wächst der Kakao in einem Biotop zwischen verschiedenen Nutz- und Schattenpflanzen, aber auch Unterholz und anderen wilden Pflanzen. Einige Kakaosorten wachsen sogar direkt im Regenwald, entweder angepflanzt oder sogar komplett wild wachsend.
2. Bio-Qualität
Pestizide und chemischer Dünger gehören einfach nicht zu gutem Kakao. Das liegt zum einen daran, dass die Pflanze natürlich im Dickicht des Regenwaldes wächst und für die natürliche Fortpflanzung einesterile Umgebung nicht in Frage kommt. Denn die Bestäuber der Kakao-Blüten sind Fliegen und Mücken. Zudem gedeiht Kakao am besten als Teil des Ökosystems Regenwald, mit Schatten spendenden Pflanzen, anderen Nutzpflanzen und dem Myzel, also dem unterirdischen Geflecht aus zum Teil symbiotischen Pilzen. Erst die richtige Umgebung gibt dem Kakao seinen aromatischen Geschmack.
3. Handel – Mehr als fair!
Kakaoanbau ist harte Arbeit. Von dieser sollen Menschen nicht nur leben, sondern auch gedeihen. Zeremonieller Kakao stammt deshalb immer aus Handelsketten, bei welcher die Anbauer*innen besser als durch Fairtrade-Standards bezahlt werden. Viele Anbieter haben persönliche Beziehungen zu den Anbaugemeinschaften des Kakaos und besuchen die vor Ort – zum einen um die Qualität des Kakao zu gewährleisten, als auch um persönlich nach dem Wohl der Anbaugemeinschaften zu sehen. Viele Anbieter von zeremoniellem Kakao greifen auf transparente und nachweislich faire Edelkakaoanbieter zurück, wie etwas Uncommon Cacao oder Gemeinschaften verschiedener Anbaukooperativen.
4. Minimale Verarbeitung
Währen industrielle Schokolade bis zur Unkenntlichkeit geröstet und mit harten Alkalien behandelt wird, um die Kakaobutter gut zu trennen und dann wieder hinzuzufügen, kommt der zeremonielle Kakao mit wenigen Produktionsschritten in Handarbeit aus. Das Ergebnis ist keine glatte Tafel Schokolade, sondern ein Block aus grobem Rohkakao, welcher für nur geringe Zeit einer niedrigen Rösttemperatur ausgesetzt war. Einige Kakaos arbeiten sogar mit einer geringen Fermentationszeit, um die Bohnen so natürlich wie möglich zu lassen, um aber doch noch Schokolade daraus herzustellen.
Neugierig auf die eigene Kakaozeremonie?
Da du dir nun die Grundlagen des zeremoniellen Kakaos angelesen habt, möchtest du vielleicht noch erfahren, wie du deine eigene Zeremonie gestalten kannst. Hier geht’s zum Artikel:
➤ Wie veranstalte ich eine Kakaozeremonie? Kurzer Leitfaden für zeremonielles Kakaotrinken