Heiße Schokolade für Einsteiger und Fortgeschrittene
Das klassische Rezept des Kakaos geht ungefähr so: Kakaopulver, weißer Kristallzucker und Milch. Warm machen, Schlagsahne und etwas Kakaopulver drauf und fertig ist der Kakao. Schmeckt süß, irgendwie schokoladig und die Sahnehaube ist cremig – aber das war’s dann auch.
Der Kakaoklassiker hat einige Probleme. Das gravierendste davon ist die „Schokolade“ an sich – das stark entölte Kakaopulver aus der Massenhaltung. Der mehrheitlich aus Westafrika kommerzielle Massenkakao wird auf Quantität statt Qualität angebaut, was sich in einem hohen Anteil an Gerb- und Bitterstoffen zeigt. Um dem entgegenzuwirken, wird der Kakao traditionell mit viel Zucker und viel Milch verarbeitet, wodurch sich der herb-bittere Geschmack im Zaum halten lässt.
Wäre das allein nicht schlimm genug, ist das typische Kakaopulver zusätzlich entölt (denn die Kakaobutter muss schließlich auch irgendwo herkommen). Dem Geschmack wird hierdurch endgültig der Gnadenstoß erteilt, denn weite Teile des Kakaogeschmacks sind nun einmal fettlöslich. Diese fettlöslichen Geschmäcker gehen beim Entölungsprozess teilweise verloren, haben aber auch im Endprodukt kaum Raum sich zu entfalten.
Was also tun, wenn der Kakao nicht nur süß und gedämpft schokoladig, sondern vorzüglich lecker, aufregend komplex und hocharomatisch werden soll? Dieser Leitfaden schafft sofort Abhilfe und sorgt für beeindruckende Kakaoerlebnisse. Los geht’s!
Die Wahl des richtigen Kakaos
Lösung Nummer 1 ist simple, erzielt jedoch immense Wirkung. Nimm eine qualitativ hochwertige dunkle Schokolade statt entöltem Kakaopulver für dein cremiges Heißgetränk. Denn gute Schokolade ist dafür gemacht genossen zu werden. Entöltes Kakaopulver hingegen ist mehrheitlich da ist, um Backwaren einen schokoladenähnlichen Geschmack zu geben. Für warmen Kakao kommen Tafelschokoladen mit 70%-igem Kakaoanteil und mehr in Frage. Allein das wird deinen nächsten Kakao um einiges aufwerten – aber es geht noch besser.
Eines meiner liebsten Zitate zum Thema Kakao ist folgendes:
„Schokolade ist nur einer von vielen Geschmäckern, welchen Kakao entfalten kann.“
Uncommon Cacao
Denn Kakao kann je nach Sorte, Region und Verarbeitung schokoladig, fruchtig, blumig, vegetabil oder nach Gewürzen schmecken. Südamerikanischer Kakao zum Beispiel hat häufig Aromen von Zitrus, roten Beeren und tropischen Früchten wie Ananas oder Maracuja. Asiatischer Kakao hingegen hat häufig Gewürze mit Geschmacksprofil, wie Kardamom, Zimt, Lakritz, Kola oder Nelke. Die Geschmackswelt des Kakaos ist vielerlei Hinsicht so vielfältig, wie die der Weintraube. Warum also ständig beim gleichen Einheitsprodukt bleiben, wenn für deine heiße Schokolade die ganze Welt offen steht?
Wenn das für dich absolut neu klingt, empfehlen wir dir dringend eine kleine Schokoladenverkostung vorzunehmen. Zum Beispiel die Schokoverkostung für Einsteiger: Ein Box mit 5 Schokoladen aus Asien, Südamerika, Afrika und der Karibik.
Alternativ kannst du aber auch eine single-origin Trinkschokolade verwenden. Diese hat die gleichen Zutaten wie Tafelschokolade – kommt aber praktischerweise in Krümelform und wurde nicht konchiert – also nicht in die glatt-cremige Tafelschokolade verwandelt . Dadurch lässt sie sich einfacher in der Küche aufbewahren und läuft nicht Gefahr, sich bei warmen Temperaturen in Fett und Zucker zu trennen.
Zucker, Mylch, Kaffee und Gewürze
Wenn du für deinen Kakao eine hochwertige 70%-ige Schokolade nimmst, brauchst du meist keinen Zucker mehr hinzuzufügen. Vor allem Edelkakaosorten mit geringer Bitterkeit und wenig Gerbstoffen brauchen kaum Zucker, um fantastisch zu schmecken. Viele Kakaosorten aus Peru, Ecuador und Mittelamerika sind besonders arm an Bitterstoffen und auch hochprozentig ein Genuss – also nicht zartbitter, sondern zart und köstlich.
Den Kakao nachsüßen
Solltest du jedoch ein Schleckermäulchen mit Vorliebe für die süßen Dinge des Lebens sein, empfehlen wir mit Agavendicksaft, Wonig (pflanzlicher Honig) oder Kokosblütensirup nachzusüßen. Denn im Gegensatz zu industriellem Kristallzucker haben diese ein Geschmacksprofil, welches vielfältige Nuancen aufweist und nach wesentlich mehr als nur ‚süß‘ schmecken.
Bestimmte Schokoladentafeln aus hochwertigem Edelkakao ergeben einen exzellenten warmen Kakao, auch wenn dieser mit nur Wasser angesetzt wird – diese heben wir uns aber meist für ganz besondere Momente, wie Kakaozeremonien auf.
Bei Kakaozeremonien steht heiße Schokolade im Fokus einer besonderen Meditation, bei welcher die Inhaltsstoffe des Kakaos genutzt werden, um sowohl Entspannung zu fördern , als auch Kraft zu tanken. Hier geht’s zum Artikel: Was ist zeremonieller Kakao?
Milch & Mylch
Bei der Wahl der „Milch“ schwören wir auf pflanzliche Alternativen – mehrheitlich aus veganen Gründen und weil die Milchalternativen sich in den letzten Jahren stark verbessert haben und der Kuhmilch kaum noch in etwas nachstehen.
Geheimtipp Kaffee
Ein nicht so geheimer, dafür exzellenter Tipp ist das Hinzufügen einer Prise Kaffee oder Espresso zum Kakao. Dieser lässt nämlich den Kakao nicht etwa nach Kaffee, sondern schokoladiger (!) schmecken. Bleibt es bei einer Prise, rundet das Hinzufügen von Kaffee den Schokoladengeschmack ab und macht diesen dazu noch etwas prägnanter. Soll dein Kakao eine behagliche Gemütlichkeit ausstrahlen, empfehlen wir diese Zutat nicht zu überspringen.
In der Würze liegt die Kraft
Zu guter Letzt, Gewürze. Je nach Vorliebe eignet sich eine Vielzahl an Gewürzen dazu, deinem Kakao zusätzliche aromatische Noten, noch mehr Gemütlichkeit oder einen gewissen Kick zu verleihen. Die Favoriten sind hier Zimt, Kardamom, Salz, Nelken Muskat, Pfeffer und Vanille. Zum Einstieg können wir dir definitiv eine Prise Kardamom oder Ceylon-Zimt an Herz legen. Der Fantasie sind hierbei jedoch selbstverständlich keine Grenzen gesetzt. Finder heraus, was dir am Besten schmeckt!
Die Zubereitung
Für den ultimativen Kakao gilt es nun, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Es gibt mehrere Möglichkeiten Kakao anzusetzen; wir stellen dafür eine der einfachsten und effektivsten Methoden vor. Dafür schmelzen wir die Schokolade mit einem Spritzer heißem Wasser und gießen langsam mit warmer Flüssigkeit (d.h. Milch oder Alternativen) unter ständigem Rühren auf.
1. Milch, Milchalternative oder Wasser aufwärmen. Bei Milch und den pflanzlichen Alternativen drauf achten, dass diese nicht verbrennt; 75° C reichen da vollkommen.
2. Tafelschokolade per Hand in einem Topf zerkleinern. Als groben Richtwert kann man 20g reine Schokolade (also 100%-ige) pro Tasse (250mL) nehmen. Hier eine kleine Tabelle zur Orientierung:
3. Übergieße die Tafelschokolade deiner Wahl mit einem Spritzer kochendem Wasser – gerade soviel, dass der Schmelzprozess beginnt. Pro Tasse genügen ein bis zwei Esslöffel. Beginne nun zu rühren, so dass eine zähe, cremige Masse entsteht.
4. Gib pro Tasse einen halben Teelöffel feines Kaffee- oder Espressopulver hinzu und rühre es ein. Würze nach Belieben mit Zimt, Kardamom, etc.
5. Gieße nun langsam unter ständigem Rühren die bereits warme Milch (bzw. Mylch oder Wasser) hinzu. Dadurch sorgst du dafür, dass die Trinkschokolade cremig und einheitlich wird. Durch zu schnelles Hinzufügen kann sich die Schokolade trennen und du erhältst eine gröbere Textur und Fettflächen.
| Schokoladenanteil | Standard | Für Schokoholics |
| 100% | 20g | 27g |
| 80% | 26g | 35g |
| 70% | 30g | 40g |
Das war’s! Dein warmer Kakao ist fertig und wird jedes Getränk übertreffen, welches das Standard-Kakaopulver benutzt.
Lass dein Kakaoabenteuer beginnen!
Jetzt, da du das nötige Know-How für leckeren warmen Kakao hast, kannst du auf die Suche nach deinem persönlichen Lieblingsrezept für das schokoladige Heißgetränk gehen. Probiere dich durch verschiedene Kakaosorten wie Chuncho, Amelonado, Trinitario und noch viele mehr. Finde heraus, welche Gewürze am besten zu welchem Kakao passen. Die Welt der Trinkschokolade steht dir weit offen und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Schreibt uns doch in die Kommentare, welche Rezepte ihr entdeckt habt!
Einige unserer Lieblingsschokoladen für Kakao
Als Inspiration haben wir hier einige unserer Lieblingsschokoladen für heißen Kakao aufgelistet.
TAZA | 70% mit Chili (Mexiko)
Diese Schokolade wurde im traditionell mexikanischen Stil hergestellt. Hierbei ist die Textur der Tafel nicht glatt wie bei Schweizer Schokolade, sondern körnig und rau. Allein durch den Texturunterschied wird die Schokolade wesentlich süßer und der Geschmack entfaltet sich schnell. Der Chili ist getreu dem aztekischen Vorbild und sorgt für den gewissen Kick. Die Tafeln von TAZA eignen sich hervorragend für Trinkschokolade und kommen als Scheiben bereits fertig dosiert – pro Tasse einfach eine Scheibe nehmen und fertig ist der warme Kakao.
Conexíon | 70% Medium Roast (Ecuador)
Die Schokolade aus der Kakaovarietät Arriba Nacional ist typisch Südamerikanisch: fruchtig, blumig und hocharomatisch. Die eher milde Röstung lässt die spritzigen Fruchtaromen nach Zitrus, roten Früchten und Kakaopulpe Raum sich zu entfalten, fügt aber genügend dunkle Röstaromen hinzu, so dass eine rundes Geschmacksprofil entsteht. Diese Schokolade eignet sich wunderbar für einen leichten und lebhaften Kakao im Sommer.
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Firetree | Guadalcanal 69% (Salomon-Inseln)
Besser wird es nicht – nur anders. Der Kakao von der Südsee-Insel Guadalcanal für diese Tafel wächst auf vulkanischem Boden, was für die Pflanze eine Fülle an Nährstoffen bedeutet. Dadurch wird die Schokolade unglaublich vollmundig und cremig. Sie schmeckt wie die beste dunkle Milchschokolade der Welt, besteht aber nur aus Kakao und Zucker. Einfach schmelzen lassen, eine Prise Espresso ran und es wird die cremigste und vollmundigste Trinkschokolade die du je hattest.
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Krakakoa | Sedayu Sumatra 70% (Indonesien)
Das Hinzufügen von Gewürzen kann bei dieser Tafel getrost übersprungen werden, denn der Kakao kommt bereits mit Noten von hellen Gewürzen und Waldhonig. Die Schokolade ergibt ein wirklich sehr gemütliches Getränk mit einem breiten aromatischen Spektrum. Ideal für verregnete Tage und gemütliche Abende.
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Lasst uns in den Kommentare wissen, ob euch der Artikel gefallen hat und welche Kakaorezepte ihr trinkt!